Matthias Jung


 

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Zeitsprung - Gemeinde 2030

 

 

Krippenspiel 2009 – Die Wirtin, der Wirt und das Kind im Stall

 

Die Idee zu diesem Krippenspiel kam uns an einem sehr ungewöhnlichem Ort. Auf der Konfirmadenfreizeit saßen zwei langjährige Mitarbeitende im KU, die gleichzeitig auch schon mehrfach im Krippenspiel mitgewirkt hattten, und ich während eines Schwimmbadbesuches im Whirlpool. Trotz der Hitze kamen wir auf Weihnachten zu sprechen, und entwickelten innerhalb einer Viertelstunde das Konzept für dieses Spiel.


Szene I – Im Gasthaus

Erzähler: Es war vor langer, langer Zeit. Es gab noch Könige und Kaiser, kein Telefon und keine Computer. Wenn man etwas mitteilen wollte, musste man Boten schicken oder Briefe schreiben. Wenn der Kaiser Steuern wollte, musste er Listen seiner Untertanen aufstellen. Doch die gab es nicht. Aber Kaiser hatten Macht. Sie konnten sagen: geh dahin. Oder dorthin. Und die Menschen gingen. Was sollten sie auch sonst tun. Und der Kaiser Augustus in Rom, der wollte Geld. Und er beschloss: jede und jeder muss sich in eine Liste eintragen lassen. In dem Ort, in dem er geboren wurde. Warum ausgerechnet dort, das weiß heute keiner mehr. Damals wahrscheinlich auch nicht. Aber eins weiß ich: viele, viele Menschen mussten sich auf den Weg machen. Und einige, ja die freuten sich so richtig über diesen Beschluss des Kaisers. Hören und schauen wir doch mal, was in Betlehem geschehen ist, einen kleinen Dorf in Israel, im Gasthof: »Zur freundlichen Wirtin«.

[Wirtin ist im Gasthof zu gange, beguckt sich ihr Kleid und ihre Schuhe. Zählerin kommt rein, setzt sich an den Tisch.]

Zählerin: Das war wieder ein Tag heute... 53 Menschen kamen um sich in die Liste eintragen zu lassen... Hört das denn gar nicht mehr auf...

Wirtin: Komm, ich hol dir erst mal was zu essen und zu trinken, danach sieht die Welt schon wieder anders aus. Was darf es denn sein: Menü einfach oder Menü spezial?

Zählerin: Menü spezial natürlich, hab ich mir heute verdient, außerdem zahlt ja der Kaiser.

Wirtin: Eine gute Wahl! [ruft in die Küche:] Einmal Menü spezial, aber dalli dalli!

Wirt [aus dem Off:] Kommt sofort!

Wirtin (zu sich selbst, schreibt in Buch): noch einmal Menü spezial, das macht ein Paar neue Schuhe... Und vielleicht trinkt sie nachher noch Wein, so zwei drei Gläser, dann ist auch ein neues Kleid drin. Ach, ich wünschte, die Zählerei würde noch Wochen lang so weiter gehen!

Wirt [kommt, stellt Teller auf den Tisch:] Einmal Vorspeise bitte, guten Appetit! [zur Wirtin:] Sag mal, ist dir auch schon der große neue Stern am Himmel aufgefallen?

Wirtin: Was für ein Stern? Interessiert mich nicht, mir reicht das Funkeln der Goldtaler in unserer Kasse!

Wirt: Komm doch mal mit raus, ich zeig ihn dir, der steht genau über unserem Stall.

Wirtin [lacht:] Über unserem Stall, du spinnst wohl, du Träumer! Du bist wohl zu viel draußen?! Marsch, marsch in die Küche, unser Gast will verpflegt werden!


Szene II – Maria und Josef suchen eine Unterkunft

Erzähler: Viele Menschen sind in diesen Tagen unterwegs. Die einen schneller, die anderen langsamer... In Betlehem ist es Nacht geworden, aber einige sind immer noch nicht am Ziel...

Maria: Wie lange denn noch kann nicht mehr. Meine Füße tun weh, mein Rücken schmerzt.

Josef: Maria, halte durch, irgendwo muss es doch für uns einen Platz geben, an dem wir ausruhen können.

Maria: Aber wo, Josef... Ich habe Angst, ich glaube, heute Nacht kommt mein Kind...

Josef: O nein, Maria... Warte, da vorne ist ein Gasthaus, da werde ich noch mal klopfen.

[Josef klopft. Nichts. Klopft noch mal. Wirt macht Tür auf]

Josef: Guten Abend, guter Mann. Ihr habt sicher noch einen Schlafplatz für meine schwangere Frau und mich.

Wirt: Ach du meine Güte... Nein, wir sind voll...

Wirtin [aus dem Hintergrund]: Was ist denn los, mitten in der Nacht, wer stört meinen Schönheitsschlaf?!

Wirt: Da sind zwei ganz arme Menschen, die suchen ein Bett und die Frau ist auch noch schwanger.

Wirtin: Wir sind doch voll! Und Geld haben die doch eh nicht! Schick die weg, fertig, ab. Und mach die Tür zu und komme wieder ins Bett!

Wirt: Aber...

Wirtin: Kein aber, Schluss jetzt!!

Wirt [zu Maria und Josef]: Ihr hört ja, ich kann euch hier nicht rein lassen, aber da hinten ist ein Stall, da ist Heu und Stroh, schleicht euch da leise hin, aber passt auf, dass sie [zeigt nach hinten] nichts davon mit bekommt!

Josef: Danke, das ist...

Wirt: Psst! Geht einfach!!


Szene III – Die Hirten kommen zur Krippe

Erzähler: In dieser Nacht brachte Maria ihr Kind zur Welt. Sie nannte es Jesus, und sie legte es in die Krippe. Dann legten sich Maria und Josef zur Ruhe. Und der Stern leuchtete kräftiger als alle Tage zuvor. Doch mitten in der Nacht...

Hirte I: Hier muss es irgendwo sein.

Hirte II: Aber wo? Ich sehe keinen Stall mit einer Krippe.

Hirte III: Ich klopf mal hier an der Tür.

[Klopft. Wirt kommt.]

Wirt: Was wollt ihr Hirten hier mitten in der Nacht? Ihr müsst doch auch eure Schafe aufpassen und braucht kein Bett im Gasthaus?!

Hirte I: Wir waren bei unseren Schafen...

Hirte II: ...und passten auf sie auf.

Hirte III: Da wurde es hell am Himmel, die Engel hörten wir singen und ein Engel sprach zu uns:

Engel [von hinten oder oben]: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Hirte I: Wir waren total überrascht.

Hirte II: Und die Engel sangen so wunderbar.

Hirte III: Wir sind sofort los gelaufen.

Hirte I: Und jetzt sind wir hier.

Hirte II: Wo ist das Kind?

Wirt: Ihr müsst euch irren, hier ist kein Kind.

Wirtin: Was ist denn jetzt schon wieder?!

Wirt: Ach nichts, nur ein paar Hirten.

Wirtin: Hirten?! Was ist das den für eine Nacht?! Erst ein Mann mit hochschwangerer Frau und jetzt Hirten?

Hirt I: Wo ist hier eine hochschwangere Frau?

Wirt: Pst, leise, dass darf sie nicht erfahren. Die habe ich da hinten in den Stall geschickt, guckt dort doch mal, aber passt bloß auf, dass sie euch bemerkt.

[Wirt macht Tür zu. Hirten schleichen sich zum Stall, knien vor dem Kind nieder, Maria und Josef werden wach, schauen auf die knieenden Hirten.]


Szene IV – Könige folgen einem Stern

Erzähler: Am nächsten Morgen, noch ganz früh

[Wirtin im Gastraum, Zählerin kommt]

Zählerin: Guten Morgen! Ach, ich habe so gut geschlafen heute Nacht!! [reckt und streckt sich]

Wirtin [mürrisch]: Herzlichen Glückwunsch! Ich nicht! Bei dem ganzen Trubel hier. Hast du nichts gehört?!

Zählerin: Nö. Was war denn los?

Wirtin: Erst so ein Pärchen ohne Knete, aber mit viel Kind im Bauch. Dann ein paar dreckige Hirten auf der Suche nach einem Kind, die Engelstimmen hörten. Wenn denn wenigstens ein paar reiche Leute angeklopft hätten, dann wäre etwas Geld in die Kasse gekommen.

[Es klopft. Wirtin öffnet, die Könige stehen davor, Wirtin steht mit offenem Mund da.]

König I: Guten Tag, liebe Frau.

König II: Wir kommen von weit her.

König III: Sind diesem Stern da gefolgt.

König I: Es hieß: da wo er euch hinführt, findet ihr den neugeborenen König. Der Heil und Frieden für alle Menschen bringt.

König II: Und hier steht er still.

König III: Bitte führe uns zum Kind. Wir haben Geschenke und wollen anbeten.

Wirtin: Aber kommt doch erst mal hinein, ihr seid sicher müde und hungrig, ich mache euch mein berühmtes »«Königs-Menü«. He, Mann, mach den Herd an, es gibt Kundschaft [zur Gemeinde gewandt:] und für mich mindestens drei neue Kleider und vier paar Schuhe und...

König I: Nein wir haben keine Zeit zu verlieren.

König II: Wo ist das Kind?

Wirt [kommt langsam heran]: Ein neugeborenen König sucht ihr? Hier bei uns?

König II: Ja, wir sind diesem Stern gefolgt, hier muss es sein.

Wirt [schaut etwas ängstlich zu seiner Frau]: Hinten im Stall findet ihr die Familie.

Wirtin: Was?! Du hast ihnen erlaubt, in unserem Stall zu übernachten? Ohne zu bezahlen?

Wirt: Halt doch jetzt mal endlich den Mund! Du verstehst überhaupt nichts!

[Wirtin ist sprachlos, Könige gehen zum Stall, knien nieder, überreichen Maria und Josef die Geschenke.]


Szene V – Die Flucht

Erzähler: In der nächsten Nacht, kurz vor Sonnenaufgang....

Josef [klopft an der Tür, leise]: Hallo Wirt, wach auf!

Wirt [kommt verschlafen an die Tür, die Wirtin hinterher, bleibt lauschend stehen]: Was ist denn?

Josef: Ich brauche etwas Proviant, wir müssen ganz schnell weg.

Wirt: Weg? Jetzt mitten in der Nacht? Warum das denn?

Josef [überlegt]: Eigentlich kann ich dir das nicht sagen... aber du hast und geholfen, gesehen und gehört, was in deinen Stall geschehen ist. Ich vertraue dir – und du hilfst uns, ja?

Wirt: Ja.

Josef: Also, ich schlief und da erschien mir der Engel Gottes im Traum. Und er sprach zu mir:

Engel: Josef, steh schnell auf, pack alles zusammen, wecke Maria und flieh mit ihr. König Herodes fürchtet um seinen Thron, er will alle neugeborenen Jungen töten lassen. Ich werde dich nach Ägypten führen. Dort könnt ihr bleiben, bis ihr sicher zurück kommen könnt. Und das ist wichtig, denn Jesus ist der Heiland, der den Menschen Frieden bringen wird und sie an Gott als ihren Vater glauben lehren wird.

Wirt: Jesus, das Kind in meinem Stall, der Retter der Welt (kniet nieder).

Maria: Wir danken dir, dass du uns hilfst. Aber mach schnell!

[Wirt geht ab. Wirtin kommt wortlos heran. Streicht schließlich Jesus über die Wange und geht ab, bevor der Wirt zurück kommt].

Wirt: Hier hab ich euch ein paar Sachen eingepackt, jetzt macht schnell, gleich geht die Sonne auf!


Szene VI – Wirtin und Zählerin

Erzähler: einige Stunden später, am nächsten Morgen...

[Wirtin sitzt am Tisch, ganz in Gedanken versunken. Zählerin kommt hinzu.]

Zählerin: He, was ist denn mit dir los?! Wo ist denn mein Kaffee, ich muss doch gleich los!

[Keine Reaktion]

Zählerin: Hallo!!

Wirtin [schaut sie an]: Hm?

Zählerin: Ich brauch Frühstück!!! Ich hab Hunger!

Wirtin: Ja.... [schaut wieder ins Leere]

[Zählerin schüttelt den Kopf, setzt sich]

Zählerin: So kenn ich doch gar nicht.... Du scheinst mir ganz verwandelt zu sein, so, als wärst du einem Gespenst begegnet.

Wirtin: Ein Gespenst war es nicht, ganz das Gegenteil...

Zählerin: Also?

Wirtin: Ich hab ein Kind gesehen und berührt, und mit einem Mal war alles anders....

Zählerin: Was denn für ein Kind, du hast doch gar keine.

Wirtin: Das Kind, das in unserem Stall geboren wurde.

Zählerin: In eurem Stall ist ein Kind geboren worden?! Hab ich gar nicht mitbekommen.

Wirtin: Ist ja auch kein Wunder, du arbeitest ja nur den ganzen Tag, und abends willst du den Essen und dann ab ins Bett.

Zählerin: Na hör mal, du verdienst da aber auch gut dran.

Wirtin: Ja, aber nachdem ich das Kind, Jesus heißt es, gesehen und berührt hat, hab ich was begriffen.

Zählerin [spöttisch]: Soso...

Wirtin: Die Eltern haben gesagt, das Kind sei von Gott und bringt der Welt Frieden und Heil.

Zählerin: Und so einen Quatsch glaubst du?!

Wirtin: Gestern hätte ich dir noch zugestimmt. Aber ich habe es gesehen und berührt und es ging eine solche Kraft und Ruhe von dem Kind aus, dass ich es glaube. Ja, dieses Kind wird den Menschen Gott nahe bringen und alle, die ihm vertrauen, werden Heil und Frieden erleben!

 

Bei Interesse schicke ich gerne den Text als PDF oder Word-Dokument, bitte per Mail anfragen!

 

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